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 Gegen 17 Uhr rollt das Gespann mit Mellody vor den Reitplatz. Das Ausladen ist unspektakulär und Mellody geht das erste Mal auf ihre neue Anlage. Gegen 17 Uhr rollt das Gespann mit Mellody vor den Reitplatz. Das Ausladen ist unspektakulär und Mellody geht das erste Mal auf ihre neue Anlage.
 Unsere Pferde kennen dieses Prozedere sehr gut, denn für unsere Kurse sind ja oft fremde Pferde da. Sie haben entsprechend keinerlei Notiz von dem Pferd genommen. Mellody drehte ein paar Runden, war nervös, aber nicht über die Massen angespannt. Platini - unser Wallach - kam dann zum Zaun und wir entschieden, mit ihm einen Versuch zu wagen. Unsere Annahme war, dass er ein Mädel in seiner Herde gerne aufnehmen würde. Beide beschnupperten sich innig und schlugen dann unvermittelt. Das noch zweimal und mit der Peitsche (einmal Knallen genügt) wurde das Kennenlernen vorsichtshalber beendet. Eine schnelle Lösung war also hier keine Option. Unsere Pferde kennen dieses Prozedere sehr gut, denn für unsere Kurse sind ja oft fremde Pferde da. Sie haben entsprechend keinerlei Notiz von dem Pferd genommen. Mellody drehte ein paar Runden, war nervös, aber nicht über die Massen angespannt. Platini - unser Wallach - kam dann zum Zaun und wir entschieden, mit ihm einen Versuch zu wagen. Unsere Annahme war, dass er ein Mädel in seiner Herde gerne aufnehmen würde. Beide beschnupperten sich innig und schlugen dann unvermittelt. Das noch zweimal und mit der Peitsche (einmal Knallen genügt) wurde das Kennenlernen vorsichtshalber beendet. Eine schnelle Lösung war also hier keine Option.
-Die Kunst bei der Eingliederung besteht unserer Ansicht darin, heraus zu finden, welche Möglichkeiten den nächsten Schritt in Richtung gewaltloses Kennenlernen ermöglichen. Wobei wir sicher sind, dass es ganz ohne Risiko kaum geht, denn schlussendlich muss man dann den Tieren den Freiraum geben, sich zu mögen (oder nicht). Auch wenn es dann klappt, kann das dicke Ende noch kommen. In einer „engen“ Situation, bei Futterverknappung (oder angenommener Futterverknappung), bei Stress oder herdendynamischen Prozessen kann immer noch etwas passieren. Aber das müssen wir Menschen eben auch akzeptieren, um den Tieren ein möglichst freies Leben bieten zu können. Das Alles war aber - unserer Erfahrung nach - mit weniger Verletzungsrisiko behaftet als ein dauerhaftes Boxenleben. Wobei es auch Pferde geben soll, die nicht integrierbar sind. Deren Historie sollte dann kritisch betrachtet werden.+ 
 +Die Kunst bei der Eingliederung besteht unserer Ansicht darin, heraus zu finden, welche Möglichkeiten den nächsten Schritt in Richtung gewaltloses Kennenlernen ermöglichen. Wobei wir sicher sind, dass es ganz ohne Risiko kaum geht, denn schlussendlich muss man dann den Tieren den Freiraum geben, sich zu mögen (oder nicht). Auch wenn es dann klappt, kann das dicke Ende noch kommen. In einer „engen“ Situation, bei Futterverknappung (oder angenommener Futterverknappung), bei Stress oder herdendynamischen Prozessen kann immer noch etwas passieren. Aber das müssen wir Menschen eben auch akzeptieren, um den Tieren ein möglichst freies Leben bieten zu können. Das Alles war aber - unserer Erfahrung nach - mit weniger Verletzungsrisiko behaftet als ein dauerhaftes Boxenleben. Wobei es auch Pferde geben soll, die nicht integrierbar sind. Deren Historie sollte dann kritisch betrachtet werden. Oft haben wir direkte Zusammenhänge mit der vorherigen Haltungsform (oftmals Box/Einzelhaltung oder Aufwuchs ohne gleichaltrige Pferde) sehen können.
  
 Dieser Abend brachte auf jeden Fall keine weiteren Annäherungsversuche. Unsere Pferde zogen sich an die Futterraufe zurück und ließen Mellody, nachdem wir sie auf die Anlage geführt hatten und sie mit dem Gelände bekannt gemacht hatten (unsere Pferde standen da verwundert auf dem Reitplatz abgetrennt), nicht in ihre Nähe. Dieser Abend brachte auf jeden Fall keine weiteren Annäherungsversuche. Unsere Pferde zogen sich an die Futterraufe zurück und ließen Mellody, nachdem wir sie auf die Anlage geführt hatten und sie mit dem Gelände bekannt gemacht hatten (unsere Pferde standen da verwundert auf dem Reitplatz abgetrennt), nicht in ihre Nähe.
  
 Interessant war bei der alten Herde: Interessant war bei der alten Herde:
-Joya übernahm deutlich die Führung bei den Abwehrversuchen gegen Mellody +  * Joya übernahm deutlich die Führung bei den Abwehrversuchen gegen Mellody 
-Platini schloss sich an, war aber an Bestimmtheit nicht so stark wie Joya und selbst Samira (28 Jahre) war aggressiver als unser kleiner König. +  Platini schloss sich an, war aber an Bestimmtheit nicht so stark wie Joya und selbst Samira (28 Jahre) war aggressiver als unser kleiner König. 
-Die drei waren plötzlich ein Herz und eine Seele. So nah waren sie sich die letzten zweieinhalb Jahre nicht! Einen ähnlichen Effekt hatten wir bei der Eingliederung unserer Hengstjährlinge vor Jahren auch. Sie haben sich die ganze Zeit gestritten und konnten kaum zusammen auf einem Platz sein. Dann kam die gemeinsame Eingliederung und ein paar Stunden Stress - danach waren sie bis zum Tod von Löwenherz ein Herz und eine Seele.+  Die drei waren plötzlich ein Herz und eine Seele. So nah waren sie sich die letzten zweieinhalb Jahre nicht! Einen ähnlichen Effekt hatten wir bei der Eingliederung unserer Hengstjährlinge vor Jahren auch. Sie haben sich die ganze Zeit gestritten und konnten kaum zusammen auf einem Platz sein. Dann kam die gemeinsame Eingliederung und ein paar Stunden Stress - danach waren sie bis zum Tod von Löwenherz ein Herz und eine Seele.
  
-Mellody, die gut nervös war und ständig ihre Herde suchte sowie weite Strecken trabte (was wiederum zum Stressabbau beitrug), verbrachte die Nacht dann in der Box. Sie kannte ja bereits Gummimatten und war dann eher nervös, als die anderen Pferde aus dem Sichtfeld gingen. Wir haben die Heuraufe dauerhaft für die alte Herde geöffnet, denn dort waren sie zwar weit weg aber sichtbar. Mellody trank und frass und war deutlich ruhiger. Wir saßen noch bis in die Nacht und kontrollierten dann regelmäßig per Kamera die Pferde. Die Nacht war ruhig. Was Mellody geträumt hat, wissen wir nicht. Wir hatten eine kurze Nacht.+Mellody, die nervös war und ständig ihre alte Herde suchte sowie weite Strecken trabte (was wiederum zum Stressabbau beitrug), verbrachte die Nacht dann in der Box. Sie kannte ja bereits Gummimatten und war dann eher nervös, als die anderen Pferde aus dem Sichtfeld gingen. Wir haben die Heuraufe dauerhaft für die alte Herde geöffnet, denn dort waren sie zwar weit weg aber sichtbar. Mellody trank und frass und war deutlich ruhiger. Wir saßen noch bis in die Nacht und kontrollierten dann regelmäßig per Kamera die Pferde. Die Nacht war ruhig. Was Mellody geträumt hat, wissen wir nicht. Wir hatten eine kurze Nacht.
  
 === 20.6.2020, Samstag Mellody ist nervös === === 20.6.2020, Samstag Mellody ist nervös ===
eingliederungstagebuch-mellody.txt · Zuletzt geändert: 2020/07/17 09:21 von andreasweingarten

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