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Schätzungen und Meßverfahren zur Ermittlung des zu erwartenden Endmaßes beim Pferd

Eines der am meisten geschätzten Maße beim Pferd ist sicherlich das zu erwartende Stockmaß des Fohlens oder Jungpferdes. Mit dieser Thematik haben sich schon die Altvorderen auseinandergesetzt - mit mehr oder weniger Erfolg. Und so manches Mal wurde schon kräftig daneben getippt. Ich habe mal zusammengetragen, was es zu dem Thema gibt, um bei unseren Jungs Platini und Löwenherz das Stockmaß 100 % vorhersagen zu können :-D

Annahmen

Es gibt wissenschaftliche Annahmen, welche einen guten Anhaltspunkt über die grobe Entwicklung eines Pferdes geben können:

  • Bei der Geburt misst ein Pferd ca. 61 bis 64% der zu erwartenden Endgröße (Stockmaß).
  • Als Absetzer (6 Monate) hat das Fohlen ca. 83 bis 86 % seiner Endgröße erreicht.
  • Ein Jährling hat ca. 62 bis 69% seiner Lebendmasse und ca. 91 bis 93 % seiner zu erwartenden Größe erreicht.
  • Mit 18 Monaten hat ein Pferd ca. 94 bis 96 % der Größe erreicht.
  • Mit 36 Monaten hat ein Pferd im statistischen Mittel 98% seiner Endgröße erreicht

Statistisches Mittel des Wachstumsfortschrittes (Größe in %, Alter in 2 Monatsschritten)

Zigeunermaß

Das „Zigeunermaß“ (ich bitte um Verständnis für den Begriff, aber der hat sich eingebürgert und ist keinesfalls abwertend gemeint!) wurde benutzt um das zu erwartende Stockmaß des Pferdes so gut wie möglich vorhersagen zu können. Dies ist keine wissenschaftliche Methode aber immerhin vielfach bewährt. Man benötigt dafür nur ein Maßband (möglichst 3 Meter) oder einfach eine Schnur, welche man anlegt und deren Länge man dann mit einem Meterstab abmisst.

Beim Jährling

Die endgültige Widerristhöhe kann man auch bei einjährigen Pferden mit Hilfe des „Zigeunermaßes“ einschätzen. Hierbei werden die Abstände mit Hilfe eines Maßbandes – zuerst vom Ellenbogenhöcker bis zum unteren Ende des Fesselkopfes, danach vom Ellenbogenhöcker bis zum Boden gemessen. Addiert man die beiden Werte erhält man das ungefähre Stockendmaß. Natürlich beeinflussen Haltung, Fütterung, evtl. Krankheiten usw. das Knochenwachstum des individuellen Tieres. Daher kann diese Formel nur eine etwaige Größe vorher sagen.

Bei älteren Pferden

Ein Wachstum der Pferde ist theoretisch bis zum zwölften Lebensjahr möglich. Die meisten Pferde sind jedoch schon mit 6-7 Jahren ausgewachsen (siehe Grafik). Bei älteren Tieren misst man zuerst mit einem Maßband die Strecke vom Ellenbogenhöcker bis zum unteren Ende des Fesselkopfes. Dann halten Sie das Ende des Bandes beim Ellenbogenhöcker gut fest und ziehen Sie das Maßband in der gesamten gemessenen Länge nach oben in Richtung Widerrist. Dabei muss das Maßband an den Körperkonturen des Pferdes anliegen. Was nun vom Maßband am Widerrist übersteht, sind die Zentimeter, die das Pferd noch wachsen könnte. Man kann diese Prozedur auch statt mit einem Maßband mit einer Schnur machen oder einem Führseil (das akzeptieren die Pferde besser als z. B. ein metallenes Maßband) und messen nachher den Überstand am Seil ab.

Entwicklung der Körperlänge

Die Körperlänge eines Fohlens wird durch die Länge des Rumpfes, als Entfernung zwischen der Bugspitze und dem Sitzbeinhöcker, beschrieben. Sie hängt somit von den Ausmaßen der Schulter, der Wirbelsäule sowie des Beckens ab. Zur Geburt erreicht ein Fohlen ca. 43% des ausgewachsenen Endmaßes (BORNEMANN 1977). In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Rumpflänge bis zum 18. Lebensmonat dargestellt. Vergleichbare Daten für das Warmblutpferd konnte ich nicht eruieren, Rassenvergleiche sollen aber zeigen, dass das Wachstum von Pferden verschiedenster Rassen in Relation zum Endmaß durchaus vergleichbar ist.

Lebensmonat	Trakehner männlich	Trakehner weiblich
  6.	                75%	                77%
 12.             	86%	                85%
 18.             	90%	                89%

Als Ergänzung noch eine herrliche Grafik (siehe Bildnachweis), welche klar macht, wo das Pferd wann und wie lange wächst. Bei genauer Betrachtung ist ein Reiten des Pferdes vor dem 5 Lebensjahr ohne konsequente Beachtung der Gymnastizierug und einer sehr bewussten und langsamen Heranführung des Pferdes ein bewusstes Inkaufnehmen von Schäden am Skelett des Tieres und in jedem Fall ganz sicher mit vorzeitigem Verschleiß des Pferdes einhergehend. Der Körper des Pferdes wird auch durch den ewig vorgetragenen Satz „Das haben wir aber immer schon so gemacht“ nicht schneller fertig. Und früher gab es auch schon Leute (welche heute meist als hervorragende Pferdekenner anerkannt sind), die ihre Pferde lange reifen ließen und sorgfältig ausbildeten BEVOR sie geritten wurden.

Gewichtsermittlung durch Vermessen

nach Carrol & Hunington 1988/Frape 1986

Zu fett - zu dünn? Eine Frage, welche sich immer wieder stellt. Um das Pferd gesund zu erhalten muss eigentlich beides vermeiden werden. Wer nun keine LKW-Waage (Lagerhäuser wiegen gerne, wenn man auch das Futter bei Ihnen kauft :-D) Bitte Vorsicht: das Betreten der Waage sollte vorsichtig erfolgen, da der Boden der Waage sich bewegt!) um die Ecke stehen hat, kann es mal mit dieser Methode versuchen. Nötig ist ein Bandmaß oder eine Schnur, deren gemessene Länge dann einfach mit dem Meterstab ausgemessen wird, ein Stift und Papier oder/und ein Taschenrechner (Smartphone).

Es werden gemessen:

1. der Brustumfang

Mit dem Band einmal rund um die Brust, an der Stelle des Pferdes, an welcher auch das Stockmaß genommen wird (Widerrist).

2. Die Länge des Pferdekorpus

Band anlegen am Buggelenk (leicht um die Brust, also nicht nur seitlich entlang) bis zum Sitzbeinhöcker (ebenfalls leicht um die „Ecke“ gehen). In cm.

(Brustumfang x Brustumfang x Länge) geteilt durch 11.877,4 = Gewicht in Kilogramm

Beispielrechnung: ein Pferd hat einen Brustumfang von 210 cm und eine Länge von 170 cm. (210 x 210 x 170) : 11.877,4 = 631,1987 Kg

Die Gewichtsangaben können variieren um Plus/Minus 20 Kilogramm. Die Relation der Abweichung bei mehreren Messungen bleibt aber nahezu konstant. Man kann also bei regelmäßiger Messung des Pferdes eine Zu- oder Abnahme ziemlich genau einschätzen. Es hat sich auch bewährt, bei jeder Messung ein Foto vom Pferd zu machen. Erstens ist es eine schöne Erinnerung und man sieht auf den Fotos manche langsam stattfindende Veränderung sehr gut, z. B. eine allmähliche Absenkung des Rückens, Haltungsveränderungen, Halshaltung, Gesichtsausdruck, Farbgebung, Beinstellung etc.

gewichtundgroesse.1467868118.txt.gz · Zuletzt geändert: 2016/07/07 07:08 von andreasweingarten

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