Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


innere_einstellung

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Die innere Einstellung - oder: „Wer willst Du sein für Dein Pferd?“
Bevor man an die Methodik zur Ausbildung eines Pferdes geht, sollte man sich dringend Gedanken über die eigene Einstellung zum Pferd machen.
Sie ist die Grundlage für viele Entscheidungen, welche man in Zukunft treffen muss. Da das Pferd – und nicht nur das Pferd – ein Wesen ist, welches ein stabiles Fundament aus Routinen und Gewohnheiten benötigt, um überhaupt effektiv lernen zu können, ist es wichtig einen Plan zu haben. Dieser soll einen roten Faden beinhalten, an welchem sich das Handeln von uns Menschen orientiert. Natürlich muss der Plan während der Ausbildung immer wieder umgeschrieben und angepasst werden (es agieren ja zwei lebendige Wesen und diese entwickeln sich), aber er muss existent sein, um dem Pferd nicht mit jeder Unterrichtseinheit (und das werden viele sein) auch ein neues Unterrichtskonzept zu präsentieren. Manchmal ist es sogar sinnvoller, ein nicht ganz 100 % passendes Konzept weiter zu fahren, als dem Partner Pferd ständig neue Ideen zu vermitteln und als Partner so an Verlässlichkeit ein zu büßen.

Die eigene Einstellung zum Pferd klar zu definieren soll der erste Schritt bei der Ausbildung sein.
Wer bin ich für das Pferd und wer möchte ich sein?
Eine Frage, die manchmal schon die ersten großen Fragezeichen aufwirft. Da kommen schnell Antworten auf, die man ungeprüft von vielen der sogenannten „Großen“ der Szene übernimmt:
Dominant will oder muss ich sein. Herdenchef, Alphatier, Leithengst soll ich sein. Mein Pferd braucht Führung… Mein Pferd braucht Liebe… Mein Pferd hat Schlimmes erlebt… Mein Pferd braucht eine starke Hand… Mein Pferd braucht…
Keine dieser Thesen ist falsch. Keine dieser Thesen ist - alleine gesehen - richtig. Das ist das Dilemma, vor dem ich nun stehe, seit ich mit Pferden zu tun habe. Nein, nicht ganz richtig. Vor diesem Dilemma stehe ich, seitdem ich mit der Ausbildung von Lebewesen zu tun habe. Denn auch beim Menschen gibt es pädagogisch eben nicht nur schwarz und weiß.
Vor diesem Dilemma steht jeder, der sein Pferd bewusst ausbilden möchte. Und nun muss man eben mal darüber nachdenken, wie man es machen will, wer man sein will für sein Pferd und warum.
Man wird sich nun vielleicht eigene Lehrer aus der Vergangenheit ins Gedächtnis rufen. Wer hat einen unlöschbaren Eindruck hinterlassen, bei wem war man motiviert, engagiert, wen man hat man gemocht, wen geachtet, wen gefürchtet und wie hat sich das auf den Lernerfolg ausgewirkt? Keine leichte Übung für den Anfang, aber diese Übung und die Ernsthaftigkeit mit welcher man sich hier Klarheit verschafft, kann schon viel verändern. Kann alles verändern, wenn man Abstand nimmt von vorgekautem Wissen, von Wahrheiten, welche einem verkauft werden - nicht selten um das Ego des Verkäufers zu bedienen.
Keine Angst – hier kann man nichts falsch machen. Sich selbst über die eigenen Motive klar zu werden kann nur helfen, nie schaden. Sei ehrlich und offen:

  • Wer willst Du sein für Dein Pferd?

Mein Standpunkt dazu: Lange Zeit war es unbestritten die Aussage Nummer eins: „Du musst dem Pferd das Leittier sein!“ Ich wollte das auch gerne sein und habe erst mit der Zeit und an der Seite der verschiedensten Pferde begriffen

  • dass es da ganz schön zur Sache geht
  • dass mir ein Pferd keinen rechten Spaß macht, wenn ich dauernd sein Beherrscher sein soll
  • dass dieser Ansatz nur bei einigen Pferden funktioniert (und wie weit, habe ich nicht getestet) bei anderen eher gar nicht oder gar zur Katastrophe führt


Ich habe also nach Alternativen gesucht und einiges dazu gefunden. Neben Natural Horsemanship (als Pauschalbegriff für eine „andere“ Art mit Pferden zu arbeiten), Monty Roberts, Pat Parelli und einigen andere habe ich dann mal was von Mark Rashid gehört. Seine Bücher haben mir einen Weg gewiesen zur Partnerschaft mit dem Pferd ohne dabei die Kontrolle zu Verlieren. Die Einstellung des „Second Leadership“ fand ich grandios und in unserem Projekt „Löwenherz und Erbse“ sowie meiner Stute Samira gegenüber nehmen wir diese Position ein. Mehr dazu an anderer Stelle (siehe auch Links)…

Den grundsätzlichsten und schwerwiegendsten Unterschied zwischen all den Ausbildungsmethoden sehe ich aber primär nicht so sehr in der Ausübung, den Werkzeugen oder der Intensität, sondern eigentlich in - der falschen Auswahl der jeweiligen Methode für ein Mensch / Pferd Paar - der Härte des Menschen bei der Durchsetzung seiner Interessen

Natural Horsemanship kann genauso grausam sein wie eine harte Springausbildung oder das gnadenlose Niederriegeln eines Pferdes. Wir Menschen sind es, die das Pferd zum Lernen motivieren oder eben nicht. Und ich unterstelle den meisten Menschen, dass sie in guter Absicht mit dem Pferd versuchen zu kommunizieren – aber eben durchaus mit unterschiedlichem Erfolg.
Wer willst Du sein für Dein Pferd?

innere_einstellung.1473595784.txt.gz · Zuletzt geändert: 2016/09/11 14:09 von andreasweingarten

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki