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Bewegung

In einigen Texten dieser Seite findet sich das Wort „Bewegungsanreiz“. Die Bewegung der Pferde ist ein umfangreiches Thema und hier soll es vorerst nur um den Teil gehen, der mit Futter etwas zu tun hat (und der ist nicht klein!).

Die Bewegung hat viel mit Futter zu tun, denn einerseits wird durch Bewegung das Futter besser verdaut und kommt so seiner Bestimmung nach anstatt Probleme zu verursachen. Andererseits kann mit dem Futter (wie in der natürlichen Ausrichtung) das Pferd zur Bewegung gereizt werden. Eine Win-Win-Situation also, wenn man sich mit den Voraussetzungen beschäftigt und passende schafft.

Eine separate Betrachtung und Handhabung der Kreise „Futter“ und „Bewegung“ ist nicht zielführend und schafft immer wiederkehrende Missverständnisse. Ein paar Kostproben:

  • „Der Hafer sticht!“ Das bezieht sich auf Aussagen, wo Pferde 8 Stunden Schwerstarbeit geleistet haben und literweise zusätzlichen Hafer bekamen (zu recht) um sie auch so arbeiten zu können. Bei Pausentagen kam es dann bei diesen super trainierten Pferden zu Energieüberschuß und entsprechenden körperlichen Ausbrüchen.
  • „Mein Pferd wird zu fett“ Und ratzfatz wird die Ration gekürzt. Das Pferd kommt mit der Hälfte des Heus aus. Die Reiterin ist zufrieden, da er bald wieder „windschnittig“ aussieht. Gut – er geht nicht mehr so schön vorwärts, war aber immer schon ein fauler Hund. Das Pferd entwickelt Schäden am Magen-Darm-Trakt und stirbt wenige Jahre später an Kolik (diesem beliebten ungeliebten Universalbegriff, der keinerlei Auseinandersetzung mit der realen Problematik benötigt).
  • „Er hat eine wunderbare Box und super Futter“. Das Pferd wird einmal am Tag so richtig bewegt und hat ansonsten 23 Stunden Zeit über die gelernten Lektionen oder das Leben nach zu denken. Die Reduktion der Bewegung gegen Null verringert die Verdauungsmöglichkeiten, erzeugt einen Energieüberschuß der in einer Stunde nicht abbaubar ist. Die Reduktion der Energiezufuhr bringt die Verdauung komplett aus dem Gleis. Auch die Psyche des Pferdes leidet, denn es leidet ständig unter „Hunger“. Pferde haben das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme und es wird nicht durch Rezeptoren im Magen gestillt sondern eher durch die Anzahl der Kauschläge. Diese sind aber bei Kraftfuttergaben nicht relevant (Gut das sie nichts sagen können!). Die heftigen psychischen Entgleisungen der Tiere sind kaum verwunderlich. Eher ist es verwunderlich, das psychische Probleme bei den Besitzern der Tiere so locker hingenommen werden. Reine Boxenställe (ohne „Freigang“) haben wir gesehen mit über 50% gestörten Pferden (Weben, Koppen, Kreiseln, Beißen Nagen, Schlagen). Geballtes Leid auf 50 Meter Stallgasse.

Zurück zu unserem Stall: Wir haben von Anfang an einen Offenstall gesucht. „Offen“ sollte nicht nur durch die Absenz einer Tür im Stall definiert sein, sondern wir wollten eher die offene Lebensweise für unsere Pferde und genug Platz um sie zum gehen animieren zu können. Wir haben insgesamt etwas über 5.000 m² Fläche fest umzäunt (Holzpfosten mit zwei starken Litzen. Davon sind ca. 3.200 m² Weide (aufgeteilt in 3 Stücke). Das Gebäude belegt ca. 70 m², der Reitplatz rund 700 m². Im Zelt und in der kleinen Halle stehen 39 m² überdachte Liegefläche zur Verfügung. Der Rest der Fläche gehört zum Paddock (begehbare Freifläche) und ist – wie die Koppeln - variabel ausgezäunt (mit T-Pfosten). Wir haben die Heuraufe abseits in einem kleinen „Wald“ stehen. Dieser Teil liegt etwas höher und die Pferde stehen dort gerne auch zum Dösen. Zum Gebäude mit Futterständern, Wasser und Arbeitsraum sind es, je nach gewähltem Weg, zwischen 50 und 60 Metern. Das klingt im ersten Moment nicht viel. Aber die Pferde gehen hier sehr oft hin und her und erreichen alleine durch das Pendeln zwischen Wasser, Heu und Unterstand um die 2 Kilometer am Tag. Da ist aber kein Spiel, kein Wandern über den Reitplatz (der ist offen und beliebter Schlaf- und Wälzplatz) und auch keine andere Bewegung mit dabei. In der Box zeigt der Schrittzähler im Schnitt nach neusten Erkenntnissen 150 Meter an (wobei das kein ernstzunehmendes Gehen ist bei 5 Meter Boxenlänge…).

Um die Pferde zum Laufen zu bringen muss man sich was einfallen lassen, da diese Tiere ja von Natur aus Bewegungsvermeider sind! Sie schonen sich für evtl. nötige Fluchten und gehen selten in höhere Gangarten wenn dies nicht explizit nötig wird. Nur die Jungtiere sind ausgenommen (sie trainieren sich durch das Spiel) und die Hengste bei der Klärung der Rangfolge und der Herdenzusammensetzung und beim Sexualverhalten. Also sind Ideen gefragt. Räumliche Trennung von Wasser und Futter, von Salzstein und Unterstand, von Wetterschutz und Lieblingsplatz, von Wälzplatz und Toilette. Die Wegeführung, die Flächenaufteilung, die Räumlichkeiten – all das ist ein Kapitel für sich. Auch die Bewegung der Pferde im Kontext „Trainieren und Arbeiten“ ist ein wichtiger Aspekt. Ein gutes Ausbildungsprogramm, eine gute Reitstunde, ein schöner Ausritt, das kontrollierte Fahren. Das Alles hilft die nötige Bewegung ins Pferd zu bringen. Bitte: Longieren ohne Maß und Ziel ist keine Option. Rennende Pferde die um ihre Besitzer kreisen, ein Zentrifugieren der Pferde also, kostet das Pferd natürlich einige Kalorien und baut auch Energie ab. Aber es ist extrem kontraproduktiv, da die Gesundheitsschäden mit Sicherheit überwiegen und die Ausbildung hierbei eher zu kurz kommt.

bewegung.1541515843.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/11/06 15:50 von andreasweingarten

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