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dermatophilose

Die Regenräude oder Dermatophilose

Beim Putzen unseres Pferdes Löwenherz (damals Hengst, 1 Jahr und 7 Monate alt) vielen uns kleinere und größere Pusteln im Bereich des Rückens und der Kruppe auf. Es waren da kleine Knoten um das Fell, direkt an oder über der Haut. An manchen Stellen konnte man die Haare einfach ausziehen und an manchen Stellen ging die Haut in kleinen Partien ab und es wurde eine offene Wunde sichtbar. Wir weichten diese Knoten ein und bürsteten vorsichtig darüber, um sie so vielleicht auszubürsten. Löwenherz war aber an manchen dieser Stellen schon etwas fühlig. Da wir bei anderen Pferden schon mal Pilzbefall gesehen hatten, das gesehene (und gefühlte) hier aber keine Ähnlichkeiten mit dem bekannten Pilzbefall aufwies, wollten wir diese Diagnose erst mal ausschließen. Wieder zuhause bemühten wir unsere Bücher und das Internet, um irgendwo und irgendwie einen Tipp zu bekommen, um was es sich da handeln könnte und wie die Behandlung aussehen sollte. Viel konnten wir nicht finden außer Hinweise zu Pilzbefall und den dann folgenden langwierigen Behandlungen.

Da Pilzbefall zumeist mit Juckreiz und Scheuern verbunden ist (Löwenherz hatte aber überhaupt keinen Juckreiz vermuten lassen und scheuerte sich auch nicht), Haarausfall, oft kreisrund beobachtet werden kann (die Haare sind aber nicht direkt von selber ausgefallen und schon gar nicht im runden Kreis), waren wir uns nicht sicher, was da auf uns und unseren armen Rottaler zukommt.

Wir haben dann das Pferd nochmals intensiver untersucht und systematisch nach Symptomen geforscht. Der Pilz stand wie ein Schreckgespenst über uns und wir haben vorsorglich schon einmal das gesamte Putzzeug desinfiziert und alles tiefgefroren um die evtl. Sporen zu vernichten. Auch eine Separierung von Löwenherz von seiner restlichen Gruppe hatten wir schon ins Auge gefasst, um die Stallkollegen nicht mit Pilzbefall zu beglücken.

Dann stieß ich - nach stundenlanger Recherche im Internet - auf eine heutzutage eher selten gewordene Krankheit mit dem Namen „Regenfäule“. Da wir in einer Hypothese auch schon berücksichtigt hatten, dass Löwenherz als niedrigstes Rangmitglied einer Männer-WG manchmal etwas länger im Regen steht, als andere Pferde der Gruppe, sind wir über das Stichwort „Regen“ zu dieser Krankheitsbeschreibung gekommen und – siehe da – alle Symptome stimmten zu 100 % überein:

  • Leitsymptome sind Krusten und Schuppen (über Schuppenbefall hatten wir uns letzttes Wochenende noch gewundert)
  • Die Krankheitserscheinungen treten überwiegend an den Gelenken der Beine und im Rückenbereich auf (wie bei Löwenherz).
  • Zunächst findet man kleine Knötchen in der Haut, die auch zu größeren Bereichen „zusammenfließen“ können. Die Haare lassen sich leicht ausziehen. Im weiteren Verlauf werden die Haare zunehmend von Exsudat (flüssige Absonderungen der Haut) verklebt. Es bilden sich Krusten, die der Haut zunächst fest anhaften. Wenn sich die Krusten nach einigen Tagen ablösen, zeigt sich darunter eine feuchte Wundfläche.

Die Ursache einer Dermatophilose (so heißt die Regenfäule heute) ist eine Infektion der Haut mit dem Bakterium Dermatophilus congolensis. Unter bestimmten Umständen können solche Bakterien in die Haut eindringen. Dazu reichen Hautverletzungen z. B. durch Stacheln oder Dornen oder aufgeweichte Haut z. B. auf dem Rücken durch anhaltenden Regen (so wie bei Löwenherz, der das noch mit kleinen Bisswunden der Hengstrangeleien kombiniert hatte). Nach einigen Wochen wachsen die Haare meistens wieder nach. Im Bereich der Beine können jedoch haarlose Hautschwielen zurückbleiben (Infos von der Seite „enpevet“: https://www.enpevet.de/Lexicon/ShowArticle/41756/Dermatophilose – DANKE dafür!)

Na ja, von Glück wollen wir in diesem Zusammenhang nicht sprechen, denn unser Hengstchen war ja noch nicht geheilt, aber so blieb uns in jedem Fall die endlose Behandlung der Pilzchen erspart. Löwenherz konnte bei seinen Freunde bleiben, da diese Erkrankung nicht ansteckend ist (diese Bakterien sind sowieos latent überall vorhanden. Der Wirt ist hier der Knackpunkt). Unsere Tierärztin empfahl uns dankenswerter Weise keine chemische Keule sondern ein sorgfältiges Entfernen aller Knoten. Dies bewerkstelligten wir mit einem Läusekamm. Da Löwenherz etwas fühlig war, mussten wir zart an die Sache herangehen und er genoss diese Aufmerksamkeit dann sogar ein wenig. Der ganze Bub wurde ausgekämmt. Dann wurde er sorgfältig gepflegt und jeden Tag kontrolliert. Die Heilung ging zügig voran und nach 2 Wochen war - außer ein paar Löchern im Pelz - nichts mehr zu sehen. Bis heute (2 Jahre später) ist diese Krankheit nicht mehr aufgetaucht.

Wir haben aber - dank des Bildes - des öfteren Ansätze der Dermatophilose bei anderen Pferden beobachten können. In der Regel sind das aber nur kurze Anflüge gewesen, welche in kurzer Zeit wieder verschwanden, da die Pferde wohl genug Immunität und Kraft aufwenden konnten.

Wir hoffen mit der Schilderung vielleicht dem einen oder anderen Leser bei der Diagnose helfen zu können und sich so vielleicht eine unruhige Nacht zu ersparen!

Ach ja: das Ganze wurde natürlich durch die TA per bakterioligischer Untersuchung abgesichert! Denn Eigenrecherche schätzen wir sehr, aber der Doc hat bei uns als feste Instanz schon noch seinen festen Platz…

Dermatophilose etwas wissenschaftlicher

Weitere Bezeichnungen: Streptotrichose, Mykotische Dermatitis der Pferde, Regenräude, Regenfäule, Rain Rot Dermatophilose ist eine durch Bakterien verursachte Hauterkrankung des Pferdes. Die Ursache einer Dermatophilose ist eine Infektion der Haut mit dem Bakterium Dermatophilus congolensis. Der Erreger kann auch auf der Haut von gesunden Pferden vorkommen, ohne zu Krankheitserscheinungen zu führen. Unter bestimmten Umständen dringen die Bakterien aber in die Haut ein: Kleinste Hautverletzungen an den Beinen z. B. durch Stacheln, Dornen und harte Gräser. Aufgeweichte Haut z. B. auf dem Rücken durch anhaltenden Regen oder an den Beinen auf feuchten Weiden. Die Erreger verursachen eine Entzündung der Haut, die durch Exsudat-Bildung und übermäßige Verhornung der Haut gekennzeichnet ist. Die Hauptansteckungsquelle sind Fliegen, die die Bakterien übertragen können. Dagegen scheint eine direkte Ansteckung von Pferd zu Pferd eher selten stattzufinden. Sie ist aber dennoch jederzeit möglich. Auch über gemeinsam benutzte Satteldecken und Stalldecken können die Bakterien übertragen werden. Leitsymptome sind Krusten und Schuppen

Die Krankheitserscheinungen treten überwiegend an den Gelenken der Beine und im Rückenbereich auf. Zunächst findet man kleine Knötchen in der Haut, die auch zu größeren Bereichen „zusammenfließen“ können. Die Haare lassen sich leicht ausziehen. Im weiteren Verlauf werden die Haare zunehmend von Exsudat verklebt. Es bilden sich Krusten, die der Haut zunächst fest anhaften. Wenn sich die Krusten nach einigen Tagen ablösen, zeigt sich darunter eine feuchte Wundfläche. Nach einigen Wochen wachsen die Haare meistens wieder nach. Im Bereich der Beine können jedoch haarlose Hautschwielen zurückbleiben.

Die Diagnose wird durch den Nachweis der Erreger gesichert. Unter dem Mikroskop kann man mit etwas Glück bereits in frischen Krusten die Erreger finden. Wenn dies nicht gelingt, können die Bakterien im Labor unter geeigneten Bedingungen angezüchtet werden und dann bestimmt werden. Bei leichten Veränderungen reichen häufig milde Waschungen zum Entfernen der Krusten und anschließende mehrtägige Behandlung der Stellen mit Antibiotika-haltigen Salben oder Sprays aus. Bei stärkerem Befall sollte das Antibiotikum systemisch gegeben werden und so den Erreger von „innen“ bekämpfen. Mit geeigneten Präparaten lassen sich die ansonsten hartnäckigen Erreger in der Regel gut bekämpfen.

Vorbeugend: Die Haut des Pferdes sollte z.B. durch Auflegen von Regendecken auch im Sommerregen trocken gehalten werden. Auch kleinste Verletzungen sollten vorsorglich desinfiziert werden. Gegen die Fliegen können die Pferde mit fliegenabwehrenden Substanzen behandelt werden. Tipps: Weidepferde sollten nicht zu ausgiebig auf dem Rücken geputzt oder mit Shampoo gewaschen werden, um den natürlichen Schutzmantel der Haut nicht zu beeinträchtigen.

dermatophilose.txt · Zuletzt geändert: 2016/07/07 14:16 von andreasweingarten

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