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Grundlage Heu

Für uns ist das Heu das A & O der Fütterung. Es entspricht (neben der Weide) am ehesten den natürlichen Grundlagen und ist für Pferde in der Regel gut verdau- und umsetzbar. Der Verdauungstrakt der Pferde ist ein höchst kompliziertes System und hoch spezialisiert. Das befähigt die Tiere auch unter schweren Bedingungen beim Nahrungsangebot noch leben zu können und macht sie gleichzeitig so anfällig bei falschem Nahrungsangebot.

Nach einem Vortrag von Dr. Tanja Romanazzi (CD) wurde mir bewusst, wie oberflächlich wir mit dem Begriff Heu umgehen. Von altersher war man gewohnt ein gewisses Nahrungsangebot für Tiere dabei vorzufinden. Mir war nicht richtig bewusst, wie weit sich die Angebotspalette durch neue Grassorten, Anbau- und Düngetechniken sowie Erntetechnik und Lagerung geändert hat. Wir kaufen unser Heu zu, weil der Stall viel zu wenige Fläche zum Erzeugen bietet. Wir kaufen das Heu nun direkt im Ort. Und - bevor wir uns mit den Fütterungsintervallen und den Mengen beschäftigen - wollte ich erst einmal wissen, was unser Heu so bietet. Dafür habe ich einen Test machen lassen.

Heu - das Grundnahrungsmittel unserer Pferde

Wir beschäftigen uns sehr viel mit der Fütterung unserer Pferde (manche sagen, mehr als mit unserer eigenen Nahrung ;o) und ich möchte Eure Aufmerksamkeit mal auf diesen Punkt lenken: Heu ist nicht gleich Heu! Es ist viel zu kurz gesprungen nur über die Menge und Länge der Heufütterung zu diskutieren. Wichtig ist auch der Gehalt des Heus und hier haben sich in den letzten Jahren ja gewaltige Veränderungen abgespielt. Das Heu, welches heute in der Regel gewonnen wird, ist für die Milchproduktion der Kühe optimiert und nur wenige Heulieferanten sind bereit, etwas anderes anzubauen und zu liefern (Das wäre mal eine Marktlücke!). Das Heu der Kühe ist aber für unsere Pferde eigentlich zu energiereich, zu eiweißreich und auch zu zuckerhaltig. Was für die Kühe nötig ist (bei den Milchmengen, die sie geben müssen) ist für die Pferde in allem zu viel. Da unsere Pferde im Moment zunehmen und wir hier nach Lösungen suchen (ohne gleich den Reflex zu bedienen: Weniger ist mehr!) haben wir im ersten Schritt nun einen Heutest machen lassen, um zu wissen, von was wir reden, wenn wir über Reduktion der Rationen, der Fresszeiten etc. diskutieren. Und das Ergebnis war nachdenkenswert!

Der Test:

Den Test haben wir bei Pavo machen lassen (https://www.pavo-futter.de/s…/produkte/raufutter-schnelltest). Ein etwas reduziertes Test-Verfahren, welches schnell einen Überblick über die o.g. drei wichtigen Parameter gibt und nicht so teuer ist (für einen Komplettetst mit Mineralienbestimmung muss man etwas mehr ausgeben). Proben nehmen und einschicken (Anleitung ist unter dem Link zu finden). Einfach, schnell, günstig! man bekommt dann eine Mail mit dem Ergebnis. In grafischer Form werden die gemessenen Parameter anschaulich dargestellt und man hat auch eine weit gefasste Fütterungsempfehlung für Pferde mit dabei. Der Test ging reibungslos und lieferte das benötigte Ergebnis.

Die Proben:

Die Probe 1 war vom Heu des Jahres 2017. Erster Schnitt, sehr gute Qualität in Farbe, Geruch und Konsistenz. Flächen für Heu der Milchkühe, intensiv bewirtschaftet, gedüngt und mit den aktuellen Standardgrasssorten.

Die Probe 2 war das Heu dieses Jahres, erster Schnitt, sehr gute Qualität in Farbe, Geruch und Konsistenz. Etwas staubiger wegen der großen Hitze, aber auch etwas länger wegen des späteren Schnittzeitpunktes (unser Wunsch!) und mit wenig Schmutz wegen des höher eingestellten Mähwerks (ebenfalls unser Wunsch, auch weil im unteren Teil der Stengel mehr Zucker ist!).

Das Ergebnis:

Das war doch überraschend. Das Heu von 2017 (hatten wir beim Einzug in den neuen Stall auf die Schnelle organisiert und gekauft und war ja auch sehr gut) hat im Schnitt mehr als 27% mehr Zucker als das diesjährige! Unsere Pferde haben also ein Jahr lang nun „Süßspeise“ konsumiert :o)) Auch der Energiegehalt war doch deutlich geringer! Super, das wird den Pferden nicht schmecken, aber die Figur wird es uns danken ;o) Na ja, ganz so ist es nicht, aber wir wissen nun, dass das Heu dieses Jahr etwas weniger auf die Figur schlagen wird.

Probe 1 Heu 1. Schnitt, 2017, eher intensiver genutzte Wiesen zur Heugewinnung für Kühe, keine übermäßige Düngung, klassische Wiese, aber wenig Kräuter und Blumen

Probe 2 Heu 1. Schnitt, 2018, sehr heißes Wetter, extensive Wiesen, keine starke Düngung, klassische Wiese, auch Kräuter und Blumen, kaum Weidelgras

Unser Heu

Wir lassen bei zwei ehemaligen Bauern im Dorf mähen, die noch die Gerätschaften haben und so den Umgriff Ihrer Resthöfe (also die Wiesen, welche direkt um den Hof sind und nicht an andere Bauern verpachtet) ohne Probleme mähen und trocknen können. Das bringt den Vorteil, dass - diese Wiesen nicht intensiv gedüngt sind - alte Grassorten beinhalten und nicht auf Turbomilchertrag getrimmt sind - jeder im Dorf an diesen Stellen gerne etwas Blühendes hat - der wirtschaftliche Druck nicht so groß ist (daher auch 2 x Mähen im Jahr reicht!) - wir etwas Einfluß nehmen können auf späten Schnitt (langes Gras, gut ausgewachsen), hohen Schnitt (Zuckergehalt ist in den bodennahen Stengeln am höchsten! Das Heu trocknet auf den hohen Reststengeln besser und der Boden ist durch die Reststengel gut geschützt), lockere Ballen (das Heu bleibt gut durchlüftet und die Schimmelgefahr ist reduziert) - die Ballen bei den Bauern gelagert werden können (ich hole sie mit dem Hoflader dort nach Bedarf ab). Das spart Platz und Logistik. Die Lagerung können wir jederzeit begutachten (trocken, luftig, dunkel) Wir haben also Heu von 22.200 m² (12.800 m² und 9.400 m²) Fläche. Später Schnitt, nicht zu fest gewickelt, sehr gut gelagert und jederzeit abholbereit! Nach dem zweiten Schnitt standen 54 Rundballen zur Verfügung. Da wir derzeit jede Woche max. einen Ballen rechnen, sind wir komfortabel versorgt. Wie der Test belegt, ist das Heu nicht so Zuckerhaltig und auch – durch den späten Schnitt – sehr langstielig und beschäftigt die Pferde so recht gut. Sie fressen es gerne. Es riecht gut, ist nicht zu kurz und zu fein, hat eine leicht grünbräunliche Farbe und die Konsistenz ist sehr gut. Da die Ernte in extremer Hitze stand fand, ist es etwas bröckelig und entwickelt auch Staub. Das müssen wir in Kauf nehmen und das war dieses Jahr (2018) auch nicht anders zu haben! Nebeneffekt: wir nutzen unsere eigene Koppelfläche nur zum Grasen. Hier wird dauerhaft abgemistet und wir düngen die Flächen nur durch das Mulchen und den dort abgesetzten Pferdeurin. So wird das Gras – unsere Hoffnung – etwas weniger fett.

Im nächsten Schritt werden wir nun a. das Bewegungsangebot unserer Pferde überprüfen und - falls irgend möglich - die Bewegungsabläufe im Offenstall optimieren, d. h. verlängern. b. das Training der Pferde intensivieren und c. die Zusatzfütterung immer wieder auf den Prüfstand stellen. Regelmäßig ist das bei uns zu 90% nur Hafer, ca. 200 ml am Tag/Pferd zur Unterbringung von Medikamenten (falls nötig), Mineralien, Bierhefe, Brennesseltee und Leinöl. Samira (26) bekommt altersbedingt mehr Kalorien (durch mehr Leinöl, mehr Hafer, Karotten, Karamalzbier, etc.).

grundlage_heu.txt · Zuletzt geändert: 2018/11/06 14:46 von andreasweingarten

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