Tipps zum Fahren mit dem Hänger
Eine gute Vorbereitung ist unerlässlich. Man erspart sich und den Pferden Stress und Ärger, wenn man
- nicht unter Zeitdruck fährt
- vorbereitet hat, was möglich ist (z. B. das Handy zu bedienen oder die Route zusammensuchen ist mit dem Auto schon schwierig, mit Anhänger ein NoGo)
- Die Route vorher gründlich plant: Zielort, Strecke mit weniger Kurven, staugefährdete Strecken meiden, Ortsdurchfahrten und „Stautage“ meiden, Durchfahrtshöhen checken
- Fahrzeiten bedenken und Pausen planen (Essen, WC, Futter, Bewegungspausen oder Übernachtungen etc.)
- mit vollbetanktem Auto losfahren
- alle nötigen Telefonnummern ins Telefon eingeben
- Navi programmieren (für alle anzufahrenden Ziele)
- den Hänger nach Ladeliste vorbereitet
- Tageszeiten richtig bedenkt. Im Winter ist es früh dunkel, was das Rangieren schwer macht! Im Sommer kann es im Hänger richtig heiß werden. Besser morgens oder abends fahren und / oder entsprechend die Lüftung im Hänger regulieren (z. B. Dachlüfter bekommt man mit 2 Pferden in der Regel nicht mehr auf).
Das Fahren mit Pferdeanhänger unterscheidet sich vom Fahren mit einem Auto ohne Anhänger erheblich
Das Gewicht:
Die bewegte Masse des Zuges (Auto und Anhänger) ist mit einem Anhänger und zwei Pferden um ca. 2 Tonnen schwerer. Das Anfahren und vor Allem das Bremsen wird dadurch massiv beeinflusst. Nicht nur die Rücksicht auf die Tiere sondern auch die schiere Masse muss zu einer komplett anderen, extrem passiven Fahrweise führen. Weit vorausschauend zu fahren ist kein Luxus sondern kann Ihnen Schäden am Fahrzeug (Kupplung, Bremsen) ersparen und den Spritverbrauch im erträglichen Rahmen halten. Der Bremsweg verlängert sich mit zunehmendem Gewicht erheblich. Daran ändert auch die Bremse des Hängers nichts. Dies ist in der Regel eine Trommelbremsanlage, welche auch bei bestem Zustand zwar bremst aber weit entfernt ist von den Hochleistungsbremssystemen der modernen Autos. Auch diese sind aber nicht für die Dauerbelastung mit dem angehängten Übergewicht konzipiert. Auch bekommt das Gespann beim Bremsen eine unangenehme Eigendynamik, welche durch schlecht austarierte Gewichte im Hänger (Pferde stehen zu weit vorne oder zu weit hinten) noch verstärkt werden. Das „Einklappen“ des Gespanns ist eine gefürchtete Folge bei Notbremsungen und macht den Fahrer schnell zum Passagier. Ein Alptraum. Hier hilft nur: Tempo reduzieren, Abstand halten, vorsichtig und vorausschauend fahren und rechtzeitig bremsen.
Die Länge:
Ein Gespann erreicht schnell die Gesamtlänge von 10 Metern und ist damit natürlich etwas schwieriger zu manövrieren, als ein PKW. Allerdings kann man Ängste diesbezüglich schnell relativieren, denn bei einer Fahrstrecke von 100 Kilometern ist die Länge des Gespanns in aller Regel bei nicht einmal einem Kilometer relevant. Dabei handelt es sich meist um Zufahrten, Baustellen oder die Ziel- und Abfahrtshöfe. Auf Landstraßen und Autobahnen fährt der Hänger ja brav hinterher. Solange die Fahrt nach vorne geht, ist der Hänger meist kein Problem, wenn man den Hänger nicht schlicht und einfach vergisst und dann die Radien beim Abbiegen zu eng nimmt oder mit dem hohen Aufbau des Pferdeanhängers lästige Dachvorsprünge „entfernt“. Hier hilft es, sich mit dem leeren Anhänger ab und zu mal in den Verkehr zu wagen und ein paar Proberunden zu fahren. Bei engen, zweifelhaften Situationen ist der persönliche Augenschein am Anfang eine gute Sache. Man lernt dabei sein Gespann einzuschätzen und die Abstände und den benötigten Platz zu justieren. Es geht auch hier nichts über die Übung – Learning by Doing!
Das Rückwärtsfahren
mit dem Hänger ist das Schreckgespenst vieler Gespannfahrer. Aber auch dem kann man mit ein paar Tipps den Schrecken nehmen:
- langsam fahren hilft mit der ungewohnten Situation beim Lenkeinschlag umzugehen, die Bewegungen des Hängers, das schlechte Sichtfeld, das erhöhte Gewicht und die Länge besser koordinieren zu können
- im Zweifel Aussteigen und in Augenschein nehmen hilft, Abstände und Situationen zu realisieren. 10 mal aussteigen kostet immer weniger als eine Beule im Auto!
- es ist keine Schande immer wieder zu prüfen, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Laute Kritiker sind diejenigen, die selbst am meisten Probleme haben.
- Helfer sind Gold wert. Die Signale müssen aber vorher abgesprochen sein und ein Fenster des Autos muss offen sein, um die Signale zu hören und der Helfer muss im Sichtbereich stehen, damit der Fahrer seine Signale sieht!
- Radio und Lüfter im Auto ausmachen, damit man Geräusche und Signale hört!
- die Spiegel müssen korrekt eingestellt sein (rechts leicht tiefer gestellt und möglichst viel vom Umfeld zeigen. Der Hänger ist nur am inneren Rand zu sehen).
- rückwärts nach Möglichkeit immer entweder gerade rangieren oder, wenn abbiegen nötig ist, den Hänger rückwärts links abbiegen lassen (Fahrerseite!). So hat man wesentlich bessere Sicht auf den Hänger und das dahinterliegende Umfeld (Zielgebiet für den Hänger)
- von Anfang an sparsam mit den Lenkbewegungen umgehen. Nur soviel als nötig. Zu schnell, zu viel bringt eine nicht mehr überschaubare Dynamik des Gespanns ins Rollen
- wenn das Gespann sich „zusammenklappt“ ist es nötig, wieder etwas vorwärts zu fahren und das Gespann zu „strecken“, also wieder gerade zu richten. Das machen auch die Profis auf dem LKW so. Also keine Angst – lieber öfters korrigieren als komplett schief in aussichtsloser Position festzustecken.
Übung macht auch hier den Meister
- was gut hilft, um sich die Dynamik des Lenkeinschlages und die Bewegung des Hängers klar zu machen ist das Spielen mit Kinderfahrzeugen (der lenkbare Trettraktor mit Einachsanhänger ist ideal). Man baut sich eine entsprechende Situation auf und parkt ein paar Mal ein nach diesen Tipps (nicht drauf setzen sondern nur schieben und lenken!). Die Kinder sind erfahrungsgemäß begeistert bei der Sache und die lernen schnell (für später ;O).
- wenn man keine Zuschauer möchte, kann dieses Trockentraining auch im Wohnzimmer oder in der Stallgasse stattfinden – die Pferde lieben es ;o)
- gutes Übungsmaterial für das Training mit dem echten Anhänger sind leere Kartons. Aus denen erstellt man sich eine großräumige Aufgabe (rückwärts zwischen zwei Kartons durchfahren oder eine „Parklücke“ aufbauen etc.). Dann mit zunehmender Gewandtheit, die Abstände kleiner wählen. Dabei geht nichts kaputt und man lernt gut die Abstände und Bewegungen des Hängers einzuschätzen.
- Achtung: wenn die Kupplung stinkt, sollte man dringend eine Pause machen um die Technik nicht zu überfordern und ggf. den Fahrstil etwas ändern!
- Achtung: Übungsfahrten auf öffentlichem Grund nur mit zugelassenen Fahrzeugen und im Besitz des entsprechenden Führerscheins durchführen. Auch Parkplätze gehören meist zum öffentlichen Verkehrsraum. Privatflächen nur nach Absprache nutzen!
Also anhängen und üben… und dann viel Freude, denn Hängerfahren ist schon cool ;o)
Diese Tipps können in keinem Fall die Fahrschule ersetzen!